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Gleichstellungsbüro der Stadt Göttingen
Hiroshimaplatz 1-4
37083 Göttingen
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Das Sozialwissenschaftliche Institut Zoom – Sozialforschung und Beratung GmbH hat im Auftrag des Gleichstellungsbüros der Stadt Göttingen und der Gleichstellungsstelle des Landkreis Göttingen eine Erhebung zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in der Region Göttingen durchgeführt. Als übergeordnetes Ziel ergibt sich aus der Studie die Erstellung eines gemeinsamen Aktionsplans zur Verhütung und Bekämpfung von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt.
Die Istanbul-Konvention ist ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und von häuslicher Gewalt. Für die Studie in der Region wurden von Juni bis Oktober 2023 Interviews mit Expert*innen im Bereich Schutz und Hilfe für gewaltbetroffene Frauen* durchgeführt und ein umfassender Online-Fragebogen an sämtliche Fachkräfte und Engagierte versendet.
Interdisziplinärer Austausch
Eine positive Erkenntnis ist die Zufriedenheit mit den lokalen Kooperations- und Vernetzungsstrukturen. In der Region gibt es zum einen seit Jahren und Jahrzehnten etablierte Arbeitskreise zum Thema „Häusliche Gewalt“. Sie profitieren vor allem vom interdisziplinären Austausch, beispielsweise zwischen Gewaltschutzeinrichtungen, Beratungsstellen, Jugendamt, Polizei und Staatsanwaltschaft. Zum anderen wurde durch die Einrichtung der kommunalen Koordinierungsstellen zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Stadt und Landkreis Göttingen die Verdichtung der Netzwerke und das Transferpotenzial auch in Verwaltung und Politik weiter ausgebaut.
Lücken im Gewaltschutzsystem
Doch erwartungsgemäß zeigen die Ergebnisse auch deutliche Lücken im Gewaltschutzsystem und Bedarfe zum Beispiel im Bereich der Prävention. Aufklärungs- und Sensibilisierungsangebote können wegen mangelnder Ressourcen nicht flächendeckend angeboten werden. Ob ein Präventionsprojekt gegen sexuelle Gewalt in einer Grundschulklasse stattfinden kann, liegt aktuell am individuellen Engagement und frühzeitiger Planung, denn die verfügbaren Stunden für Präventionsangebote bei den durchführenden Institutionen sind begrenzt.
„Dass der ländliche Bereich in Sachen Gewaltschutz massiv unterversorgt ist, wissen wir natürlich schon lange. Durch die Erhebung haben wir jetzt aber konkretere Anknüpfungspunkte, wie zum Beispiel der Bedarf nach mobilen Beratungsangeboten“, erläutert Mirja Ramola, Koordinatorin zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in der Gleichstellungsstelle des Landkreises Göttingen.
Koordinierte Strategie
Eine weitere Erkenntnis bestätigt eine Forderung der Istanbul-Konvention: Zur Überwindung von Gewalt ist eine koordinierte Strategie notwendig. Das bedeutet, das Schließen der identifizierten Lücken kann nur gelingen, wenn sich alle aktiv daran beteiligen. „Leider haben die Studienergebnisse unter anderem gezeigt, dass es sowohl im Landkreis Göttingen als auch in der Stadt Göttingen noch wenig Kenntnis über gewaltspezifische Unterstützung und rechtliche Maßnahmen gibt. Uns ist wichtig, dass besonders die Fachkräfte, aber natürlich letztendlich auch alle Bürger*innen zum Beispiel über die Möglichkeiten der polizeilichen Wegweisung bei häuslicher Gewalt oder auch der anonymen Spurensicherung bei häuslicher oder sexualisierter Gewalt Bescheid wissen“ unterstreicht Anna Maierl, die Koordinatorin zur Umsetzung der Istanbul-Konvention im Gleichstellungsbüro der Stadt Göttingen.
Gemeinsamer Aktionsplan
Für einen gemeinsamen Aktionsplan zur Verhütung und Bekämpfung von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt in der Region Göttingen erstellen die Koordinatorinnen der Istanbul-Konvention unter Bezugnahme der Expert*innen aus Fachstellen und Verwaltung einen Maßnahmenkatalog, der anschließend der Politik zur Abstimmung vorgelegt wird.
Vorstellung in Ausschüssen
Zunächst stellen nun die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Sandra Kotlenga und Dr. Andrea Gabler von Zoom – Sozialforschung und Beratung die zentralen Studienergebnisse dem Ausschuss für Personal, Organisation und Gleichstellung des Landkreises Göttingen vor, das Thema steht auf der Tagesordnung für die Sitzung am Dienstag, 7. Mai 2024. Am Dienstag, 4. Juni 2024, erfolgt die Ergebnispräsentation beim Ausschuss für Personal, Gleichstellung und Inklusion der Stadt Göttingen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den öffentlichen Ausschusssitzungen teilzunehmen.