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Vor wenigen Wochen war die Göttinger Öffentlichkeit entsetzt über die Ermordung zweier Frauen durch einen männlichen Täter, der zu einem der Opfer in Kontakt stand und bereits vorher gewalttätig gegenüber Frauen gewesen ist.
Dies nehmen wir, als die Unterzeichner*innen dieses Aufrufs, zum Anlass, uns zu Femiziden in Deutschland zu positionieren und Konsequenzen zu fordern. Unter einem Femizid verstehen wir gemäß WHO den Mord an Frauen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit. Damit unterscheidet er sich von „Gewalt gegen Frauen“ dadurch, dass Letzteres viele Formen von psychologischer und physischer Gewalt umfassen kann, wie verbale Herabwürdigung und Missbrauch auf emotionaler, physischer oder sexueller Ebene. Der Femizid hingegen kann zwar diese gewaltvollen Handlungen im Vorfeld zeigen, ist aber am Ende der beabsichtige Mord an einer Frau.
Wie groß ist das Problem?
Die Zahlen sind erschreckend: 2017 gab es weltweit rund 87.000 Femizide. Dies geht aus neuesten Zahlen des UNO- Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) hervor. Etwa 50.000 dieser Morde an Frauen, und damit die Mehrheit, wurden von Lebenspartnern oder anderen Familienmitgliedern begangen. Das bedeutet dass weltweit jeden Tag 137 Frauen durch einen Familienangehörigen getötet werden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass nur die gemeldeten Delikte erfasst sind. Die Dunkelziffer dürfte laut der UNO viel höher sein.
In Deutschland wird alle zwei bis drei Tage eine Frau durch ihren Ehemann, Lebensgefährten oder Ex-Partner getötet. Im Jahr 2017 wurden laut Auswertung von Partnerschaftsgewalt durch das Bundeskriminalamt 141 Frauen ermordet (also mehr als an jedem dritten Tag).
Schaut man in die Polizeiliche Kriminalstatistik von 2017 sehen wir bei den gewaltsamen Tötungen 351 vollendete Tötungsdelikte gegen Frauen. Fast jeden Tag wird also eine Frau zum Opfer eines Mörders.
Die Petition «Stoppt das Töten von Frauen» fordert eine rigide Gesetzgebung, umfassenden Schutz für Gefährdete und eine bundesweite Statistik, damit man diese Form der Gewalt besser bekämpfen kann. Dieser Forderung schließen wir, die Unterzeichner_innen dieses Aufrufs, uns an.
Was hat das Patriarchat damit zu tun?
Männer mit tiefsitzenden patriarchalen Denkmustern und frauenverachtenden Einstellungen neigen dazu, Gewalt an Frauen und Kindern anzuwenden. Dabei spielen Nationalität, Herkunft und sozialer Status des Täters eine nachrangige Rolle. Bei Gewaltausübung von Männern handelt es sich oft um ein erlerntes Muster, um ein anerzogenes und sozialisiertes Verhalten.
Für gewalttätige Männer sind Macht und Kontrolle zentral. Wenn sich Frauen von gewalttätigen Partnern trennen oder scheiden lassen wollen, wenn sie eine Anzeige erstatten oder die Polizei rufen, dann kommt es zu den gefährlichsten Situationen. Täter können den Macht- und Kontrollverlust über die Frau nicht akzeptieren. Es handelt sich meist um Wiederholungstäter, die nur mit Konsequenzen und Sanktionen dazu gebracht werden können, ihr gewalttätiges Verhalten zu ändern.
Daher muss klar sein, dass die Verantwortung niemals bei der betroffenen Frau zu suchen ist und nicht auf Ablenkungsversuche und Rechtfertigungsstrategien des Gewalttäters einzugehen ist. Gewalttäter müssen bei den ersten Anzeichen von Gewalt (Anzeigen, Betretungsverbote, Hilferufe der Frauen etc.) zur Verantwortung gezogen werden. Nur so kann Gewalt an Frauen und Kindern gestoppt werden. Nur so können Morde an Frauen und Kindern verhindert werden.
Unsere Forderungen:
Als Expert_innen ist uns bewusst, dass Gewalt an Frauen ein komplexes Problemfeld ist. Unsere folgenden Forderungen sind insofern noch lange nicht vollständig, aber sie sind ein Anfang und ein Aufruf, endlich aktiv etwas zu ändern!
Forschung zu geschlechtsspezifischer Gewalt aktualisieren und ausweiten!
Problembewusstsein schaffen!
Bestehende Informations- und Beratungsstellen fördern und ausbauen!
Strukturen schaffen, um Strafverfolgung durchzusetzen!
Amina Yousaf und Barbara Decker für das Frauenforum Göttingen
Die Unterzeichner*innen: